(Eine geopoetische Reise um den Bodensee im Sommer 2018)
bODEnsee
der Seein
Hingegossen liegst du
ruhst
in deiner Tiefe
glänzender Spiegel
zwischen 3er Herren Länder -
wem gehörst du? _
Deine Ufer sind besetzt
akkurat abgezirkelt dein Raum - dein Bett
sich dir zu nahen
erschwert
trennst du verbindest
übertrittst Ufer und Grenzen
schwankst
im Dazwischen _
auf deinem Grund
Licht
fließendes
vom großen Feuerball
doch du versteckst dich
hinter Schleiern von Grau
hüllst dich ein
in krauses Gewand
- wie tief kann man sinken? _
Bodenloses Sein
wabernd, fließend, fluid
- der Seele Nahrung -
wahrst du
deine Form gezwungenermaßen
ließe man dir
eine Wahl würdest du
dich erheben, ausufern, ausbreiten, überfluten, überspülen, benetzen, bewässern
nährend
was dich umgibt begrenzt du
würdest - ein wenig zumindest
wenn Sturm kommt
übertreten
klar
bist du
doch undurchsichtig
durchschaue ich dich
nicht völlig
still
scheinst du zu liegen
überraschst mit deinem Farbenspiel
zart horizontblau und herzensrosa fein
ein Hauch
vom ehernen Meer wie flüssiges
Glas erstarrend in Silber
dunkelzornig mal schwermütigblau _
Rings
steinerne Riesen gebannt
von deinen Wandlungen
schauen dir zu
können sich nicht satt sehen
in der kalten Zeit
sammeln sich
weiße Wasserkristalle
ohne zu fragen / zu klagen
nimmst du das Alles in dich auf
Jahr ein Jahr aus fließt
in dich ihr Sediment
- Milch der Berge -
Rhein
wäschst du dich
in dieser großen Mulde der Zeit
Rhein
fließt du
geklärt hinaus in die Weltweite _
Was wohl am Grund geschieht
ruhst du
bleiern
scheint deine Fülle
sich einzugraben unterspülend
umliegendes Land fließt
in dich hinein durch dich durch was stet starr unbeweglich neben dir
seltsame Symbiose
fest fließend
den ganzen Himmel
nimmst du auf in dich
endlos ewiglich weit
klar
um dich Ordnung
korrekt abgesteckt
verschleierst du
welches Geheimnis
gibt es
zu hüten
nachts
liegst du wie in einem goldenen Netz
gefangen, kostbarer Schatz
umwoben, umsponnen
je länger ich dich betrachte
um so rätselhafter wirst du mir _
Bis du verschwindest
in der Dunkelheit
über dir
der Abendstern
am Morgen als ich hinsah
schienst du
unsichtbar
mit dem Himmel eins geworden
die Drachin
in deinem Süden
öffnet der frühen Aurora sehr feurig
funkelndes Auge winzig
glüht es
scheint
über dich zu wachen
am Tage
bliebst du verschwunden
im hiesigen Diesigen
feine Tröpfchen webten
Tücher hängen
über deinem Ufer
schlief ich ein
deine stille tiefe Sanftmut Melancholie
zog mich
in unruhige Träume
morgens
als die Welt noch im satten Schlaf lag
von durchzechter Nacht....
ein weiser Baum
er schien
über deinem klaren Spiegel zu schweben
alt und hoch war sein Stamm
ich hätte ihn nicht umfassen können
aber die Krone
sah ich nicht
silbrig
weiß ragte er hoch empor in den Weiten
Himmel verlor sich
tief
quälend tief
drang dein stöhnendes Seufzen
Seein plötzlich
in meine wunde Seele ein
fand Widerhall
deine Wasser trank ich bin wie du
als ob wir
uns in unserer Tiefe ruhelos
umwälzten
was will da
herauf
in diesem Seufzen
eine Luftblase die nach oben perlt
rührt mich an
mitfühlend
verwundert frage ich was
trägt sie
wovon sie sich nicht befreien kann _
Vom Grunde her
erblaust du
dein Gewand leicht gekreppt glitzert
dem Tag entgegen
leicht
heiter scheinst du
trägst
weiße Segel stolz
kleine Eitelkeiten
du
ruhst, webst, schwebst, waberst, plätscherst, fließt, gurgelst, rauschst, wogst
braust auf, brandest an
all die strengen Ordnungen
von Zuchtbäumen in Reih und Glied
zum fruchten verdammt
umnebelt mit Lügengiften
wesenlos
entseelt
all das
spürst du es
fließt in dich ein
kein Regen
wäscht dich
Rhein _
Nymphen
goldgewandet
wie zu Säulen erstarrt
schimmern
aus der Unergründlichkeit herauf
spüre ich ihren klagenden Blick
eines Morgens
tauche ich ein
du trägst mich
umspülst mich
samtig weich
lasse ich mich
treiben möchte ich
stehen
auf dem Grund
deiner Geheimnisse
mich in dir einlösen, erlösen, auflösen
warm
wiegst du mich
lasse ich los
lasse dich
mich durchströmen
deine Kraft
mich durchfluten
vom Grund her
nährend
dein Wasser
vom Grund auf
spülst du tiefstes Verborgenes meiner Seele herauf
tragend
reinigend mich
klären
tut mir wohl
dankbar
wende ich mich
dir zu
liebkosend
mit meinem Blick
meine Finger spielen
gleiten
durch deine sanften Wellen _
Ach! Seein - rufe ich dir zu
im tiefsten Innern
habe ich vergessen
vermißt dich
du treue Anverwandte
nimmst nun mich in deinen Schoß
läßt mich
Sein _
Ich lausche
dem Wogen deines Wellenatems
mit stampfender Kraft pflügt‘s
zielgerichtet
von Ufer zu Ufer
dein schweres Wogen
anbranden
an‘s Gestaad tust du
runzelst das ganze Angesicht
durchfurcht _
Kreise
der Zeit greifen ineinander
in unendlich vielfältiger Wiederholung immer neue
zeigst du mir
worauf ich mich besinne
Ewigkeit,
Lebenszyklen, Schicksalsräder
wollte ich verlassen
fern schon
sah ich zurück
silbern
leuchtete dein Antlitz auf
zwischen dunklen Hügeln
bist du
nicht mehr jung
zu tief
hast du geschaut
blitzender Wellenkamm
gibst du mir Zeichen
rufst mich zurück
zu dir
klarer Silberspiegel
in dem du dich mir zeigst damit ich mich erkenne
wenn
der Himmel in dich sinkt
entschwindest du
löst dich auf in ihm
alle Wasser sind eins
alles Wissen ist eins
Eins ist Alles
Geist
du
bist geborgen _.
❊
Sprechfassung f. Performance am 22.06.18_Lebensnetztreffen
© stella*loewenberg
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